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Im Gespräch mit VcG-Mitarbeiterin Imke Ulrich
Im Gespräch mit VcG-Mitarbeiterin Imke Ulrich Bild: VcG
04.04.2018 / Interview

Der Mentalist

Der Begriff „Coaching“ liefert 114 Millionen Google-Suchergebnisse, annähernd für jedes Anliegen gibt es heute das passende Angebot. Im Sport ist das Mental-Coaching sehr gefragt, auch von Golfern aller Spielstärken, wie uns Bernd Litti verriet.

Autor:in: Imke Ulrich
Lesedauer 4 MIN
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Der 65-jährige Sportjournalist, Filmemacher und Bestseller-Autor hat sich auf Golf und Mental-Coaching spezialisiert und uns interessante Einblicke gewährt …

 

Herr Litti, seit 1996 haben Sie zahlreiche Golf-Bücher veröffentlicht, darunter der auch von Nichtgolfern geschätzte Bestseller „Dein Handicap ist nur im Kopf“. Zudem arbeiten Sie als Golf-Mental-Coach. Wie wird das Coaching nachgefragt?

Litti: In Deutschland ist das Coaching – im Gegensatz zur Learning-by-doing-Mentalität anderer Länder – heute sehr beliebt und der Trend zur Einzelbetreuung in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Ob nun im Beruf, in der Ernährung oder in der Beziehung – die Menschen wollen sich was Gutes tun und schnelle Erfolge erzielen. Sie buchen deshalb einen Coach, auch im Golf. Empfindungen lassen sich genauso wenig abschalten wie der Pulsschlag oder die Verdauung. Ich biete Golfern aller Spielstärken deshalb eine mentale Unterstützung und verbessere dadurch ihrer Leistungsfähigkeit, denn für alle gilt: Dein Handicap ist nur im Kopf, sprich Stress und Druck entstehen, weil man meint, bestimmte Ansprüche nicht erfüllen zu können.

 

Was bezweckt ein Mental-Coaching?

Litti: Gute Golfspieler beschäftigen sich weniger mit seelischen Handicaps als vielmehr mit ihren Potenzialen. Sie lassen keine Chance ungenutzt, mentale Stärke zu entwickeln. Diese psychische Widerstandskraft muss man wie einen Muskel trainieren und kann dadurch mehr Spaß und mehr Erfolg erzielen. Der Golfer lernt, das Spiel wieder zu genießen. Nur durch einen Spruch geht das nicht. Das muss man sich hart erarbeiten: Sie müssen bisherige Gewohnheiten ehrlich hinterfragen, Ihr Verhalten reflektieren und die mentalen Strategien verinnerlichen. Ein Geheimnis ist die Routine: Vertrautes entlastet, Beständigkeit stärkt. Ich zeige meinen Kunden Techniken auf, wie sie selbstgemachten Stress Schritt für Schritt vermeiden und auch unter Druck vertraute Muster, wie den Rhythmus ihrer Schlagroutine, abrufen können. Optimismus, Disziplin und Empathie sind wichtig: Wer die eigenen Schwachstellen kennt und einen Plan hat, kann positive Motivatoren finden und entspannter auf die Runde gehen. Man braucht zum Beispiel keinen hemmenden, sondern einen befreienden Gedanken, um den Ball zu schlagen. Das lässt sich auch wunderbar auf andere Lebensbereiche übertragen.

 

Können Sie als Mental-Coach noch entspannt mit anderen golfen gehen?

Litti: Das ist in der Tat nicht immer einfach. Man hat ja ein Helfersyndrom und gibt je älter man wird, desto lieber Ratschläge. Natürlich sehe ich, wenn es beim Flightpartner nicht optimal läuft und erkenne oft auch, woran es liegen könnte, aber ich übe, auf der Runde nur Ratschläge zu geben, wenn ich danach gefragt werde.

 

Golfen Sie lieber mit einem Mann oder einer Frau?

Litti: Eindeutig mit Männern, ich bin mit meinem Männer-Flight quasi jeden zweiten Tag auf der Runde. Lang, länger, am Längsten: Der Longest Drive fasziniert uns. Golf als Spielformat begünstigt Ehrgeiz und Leistungszwang. Es geht um Leben und Tod: „Mann“ will seine Kräfte messen und zügig die Bahnen bezwingen. Ohne großes Reden und Warterei. Frauen spielen mit einem anderen Rhythmus. Sie haben schnellere Trainingserfolge, sind realistischer, taktisch klüger und verlieren viel seltener Bälle im Rough als Männer. Das bewundere ich, dennoch macht mir das Golfen mit der Männerrunde mehr Spaß, auch weil wir meistens zocken, aber das nicht mehr um Geld. Das ist mir zu stressig.

 

Ihr schönstes Golferlebnis hatten Sie dann vermutlich nicht mit einer Frau , oder?

Litti (lacht): Doch, das hatte ich tatsächlich vor Jahren mit meiner damals hochpubertären Tochter. Janine war mein Caddy bei einem Turnier. Wir haben uns so angespannt unterhalten, dass ich gar nicht dazu gekommen bin, mich zu sehr auf den Score zu konzentrieren. Ich habe ohne Nachdenken und ohne Aufregung einfach meinen Rhythmus gespielt – eine meiner besten Runden. Herrlich!

 

Der größte Stress speist sich offenbar aus der Angst, nicht genug leisten zu können, deshalb fordern Sie mehr Gelassenheit auf dem Grün und raten, sich stets optimistisch auf seine Potenziale zu konzentrieren. Fällt dies leichter, wenn man mit anderen zusammen golft?

Litti: Ja, Golf ist dann wie eine Art Gruppentherapie. Sehen Sie, beim Golfen ist jeder Mal dran, auch der beste Spieler: Mal läuft es bei dem einen nicht, mal beim anderen nicht. Zu sehen, wie anderen etwas gelingt oder misslingt, Freud und Leid zu teilen, das kann Kraft geben und motivieren. Im Team ist keiner auf einem Ego-Trip, sondern das gemeinsame Erlebnis zählt. Spielformate wie das populäre Florida Scramble, bei dem gemeinsam ein Ergebnis erspielt wird, werden deshalb immer beliebter.

 

Sie plädieren für Erlebnis- statt Ergebnisgolf. Die Freude am Spiel ist entscheidend. Was aber ist, wenn sich der Freund beim Golfen als Nörgler oder Besserwisser entpuppt?

Litti: Einen unangenehmen Partner höflich zu ertragen, wäre falsche Freundschaft. Klare Ansagen helfen! Versuchen Sie zudem, sich auf sich selbst zu konzentrieren und nicht zu verkrampfen. Werden Sie auf dem Platz Ihr eigener und bester Golf-Guru. Ich finde, die Geselligkeit macht den Golfsport aus. Jeder kann mit jedem spielen, etwas gemeinsam erleben. Auch für ältere Menschen ist Golf eine gute Option, um aktiv und sozial eingebunden zu bleiben, wie ich es in meinem neuen Buch „Für gutes Golf ist es nie zu spät“ thematisiere. Ein stabiles, soziales Netz und Geselligkeit tragen nachweislich zu einem erfüllteren, längeren Leben bei und sind heute angesichts der Digitalisierung, Individualisierung und „Ich“-Bezogenheit der Menschen wichtiger denn je.

 

Glauben Sie, dass auch der Golfsport stärker auf den Aspekt „Geselligkeit/Gemeinsame Erlebnis mit Freunden“ fokussieren sollte?

Litti: Ja, das denke ich schon. Die meisten Menschen sind heute multioptional aufgestellt. Sie üben mehrere Sportarten aus, haben aber wenig Zeit. 18-Löcher-Turniere mit langen Siegerehrungen, das Vereinsleben und ähnliches interessieren sie nicht. Sie wollen einfach Golf spielen und Spaß haben, und das schnell und unkompliziert. Neue Spielformen, die sich unkompliziert und vor allem gemeinsam mit Freunden ausüben lassen, aber auch die angestrebte Vereinfachung der Golf-Regeln können dazu beitragen, den Golfsport langfristig attraktiv bleiben zu lassen.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

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